Vielfältige Symptome – schwierige Diagnostik
Schmerzen im Bewegungsapparat sind nicht nur Symptom des Fibromyalgiesyndroms. Sie können bei vielen verschiedenen Erkrankungen und als Nebenwirkungen bestimmter Medikamente auftreten. Deshalb und da Laboruntersuchungen und bildgebende Verfahren die Diagnose nicht beweisen können, ist die Diagnosestellung beim Fibromyalgiesyndrom recht schwierig.Im Überblick
Symptome des Fibromyalgiesyndroms
Menschen mit dem Fibromyalgiesyndrom (FMS) leiden über längere Zeit – mindestens drei Monate – unter Schmerzen im Bewegungsapparat. Meist sind der Rücken sowie die Arme und Beine betroffen, die betroffenen Bereiche können jedoch wechseln. Die Art der Schmerzen wird von den Betroffenen unterschiedlich beschrieben. Die einen berichten über Schmerzen, die sich wie Muskelkater anfühlen. Andere beschreiben ihre Schmerzen wie Gliederschmerzen bei einem
grippalen Infekt.
Typisch für das Fibromyalgiesyndrom ist, dass die Schmerzen an den Übergängen von Muskeln zu Sehnen besonders stark ausgeprägt sind. Diese sogenannten Tender Points reagieren auch auf Druck sehr empfindlich.
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Begleitsymptome beim Fibromyalgiesyndrom
Das Fibromyalgiesyndrom geht meist mit bestimmten Begleitsymptomen einher. Diese unterscheiden sich je nach Betroffenem und müssen nicht zwangsläufig auftreten. In den meisten Fällen leiden Fibromyalgiepatienten auch an
Ein- und Durchschlafstörungen, Müdigkeit und verminderter Leistungsfähigkeit. Häufig werden verschiedene seelische Beschwerden wie depressive Verstimmungen, Niedergeschlagenheit und Unruhe beschrieben. Darüber hinaus klagen die Betroffenen meist auch über weitere körperliche Symptome. Dazu gehören
Kopfschmerzen oder Migräne,
Magen-Darm-Probleme, eine
Reizblase,
Herzbeschwerden,
Probleme beim Atmen,
Durchblutungsstörungen,
Schwindel, Ohrgeräusche oder ein Kloßgefühl im Hals. Auch eine Überempfindlichkeit gegenüber verschiedenen Reizen wird beschrieben, etwa Geräusch- oder Geruchsempfindlichkeit, Wetterfühligkeit oder Kälteempfindlichkeit.
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Diagnosestellung beim Fibromyalgiesyndrom
Die Diagnosestellung beim Fibromyalgiesyndrom ist nicht leicht. Meist haben die Betroffenen eine Odyssee von Arzt zu Arzt hinter sich, bevor die Diagnose gestellt wird. Das hat zweierlei Gründe: Zum einen kann das Fibromyalgiesyndrom vielfältige Symptome verursachen, die auch bei anderen Erkrankungen auftreten können. Zum anderen gibt es keine Laboruntersuchungen oder bildgebenden Verfahren, die die Diagnose FMS beweisen könnten.
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Wichtig: andere Erkrankungen ausschließen
Auch wenn das Fibromyalgiesyndrom nicht mithilfe von Laboruntersuchungen oder bildgebenden Verfahren wie etwa Röntgenbildern festgestellt werden kann, ist es wichtig, solche Untersuchungen durchzuführen. Denn nur so können andere Erkrankungen, die ähnliche Symptome auslösen, ausgeschlossen werden.
Verschiedene Blutwerte sollten gemessen werden, die beispielsweise Hinweise auf entzündliche Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis, Stoffwechselerkrankungen wie beispielsweise eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse geben können. Mit bildgebenden Verfahren kann beispielsweise eine Arthrose (Gelenkverschleiß) erkannt werden.
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Daneben ist es sehr wichtig, den Betroffenen nach seiner Medikamenteneinnahme zu befragen. Denn viele Medikamente können als Nebenwirkungen Muskel- und Gelenkschmerzen auslösen. Ein Beispiel: Statine, die häufig bei
Fettstoffwechselstörungen verschrieben werden, lösen in zehn bis 15 Prozent der Fälle Myalgien aus.
Neben den Fragen nach der Medikamenteneinnahme wird der Arzt auch eine genaue Anamnese durchführen. Er wird den Betroffenen also nach seiner Krankengeschichte fragen. Alle Beschwerden und die damit verbundenen Einschränkungen werden erhoben. Dabei ist es sinnvoll eine Schmerzskizze anzufertigen, in die der Betroffene seine Schmerzpunkte einzeichnet. Der Arzt wird darüber hinaus nach dem Alltag des Patienten fragen und gegebenenfalls persönliche Fragen stellen. Seelische Beschwerden und Stress sollten hier nicht verheimlicht werden.
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Druckpunkte (Tender Points) müssen schmerzhaft sein
Neben dem Ausschluss anderer Erkrankungen fordert das American College of Rheumatology noch drei weitere Kriterien für die Diagnose Fibromyalgiesyndrom. Zum einen müssen die Schmerzen mindestens drei Monaten auftreten. Es müssen beide Körperhälften betroffen sein. Eines der wichtigsten Kriterien ist jedoch Druckschmerz an den Übergängen von Muskeln und Sehnen. Von diesen Punkten gibt es insgesamt 18. Um die Diagnose Fibromyalgiesyndrom stellen zu können, müssen mindestens 11 davon schmerzhaft auf Druck reagieren. Liegen die typischen Symptome vor und gibt es keine Hinweise auf andere Erkrankungen, sind laut Leitlinie weitere bildgebende Verfahren zur Diagnostik, wie etwa Röntgenuntersuchungen, nicht mehr notwendig.
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